Hyper Gal in Milan
Gestern wollte ich ja eigentlich zum Konzert von Fontaines D.C. im Alcatraz in Milan, hab da aber im August schon keine Tickets mehr bekommen. Mein Plan war dann, einfach davor zu warten, ob jemand sein Ticket verkauft. Natürlich nicht daran gedacht, mir ein Schild zu basteln, aber es gab auch mehrere Wiederverkäufer davor, die ein Erwerben eines Tickets unter 80 € wohl nicht möglich gemacht hätten. Ursprünglich haben die mal 45 gekostet. Auch alle Konzerte von denen in Deutschland, die ich ins Auge gefasst habe, waren ausverkauft, ich glaube, die gehen gerade ziemlich durch die Decke. Na ja, wie auch immer, mehr als 100 % Aufschlag wollte ich dann für ein Konzert in einem recht großen Veranstaltungsort, wo man von den Künstlern eh nicht viel mitbekommen würde, nicht springen lassen, also gings auf Konzertsuche, und ich hab’ das Konzert von den mir bisher unbekannten Hyper Gal entdeckt. Also ab in die Metro!
Das ARCI Bellezza in Milan wollte erst mal 15 € für eine Mitgliedskarte von mir, weil das nicht einfach ein Veranstaltungsort war, sondern ein Sozialzentrum. Das merkte man nicht nur an den Palästinaflaggen an den Wänden, sondern auch an der Freundlichkeit aller dort Arbeitenden, der Hemdsärmeligkeit des Soundtechnikers und den vier bis sechs auf junge Revoluzzer gestylten, nicht tanzenden männlichen Italiener am Rand des Zuschauerraums.
Als Vorband gab es In Bars, eine Mischung aus einer spritzigen Schlagzeugerin bei der viele, aber bisher nicht alle Kontakte des Trommelstocks mit dem Schlaginstrument wohlgesetzt waren, und einem Gitarristen/Sänger/elektronischem Klangerzeuger über dessen Leading-Man-Gehabe ich angesichts seiner teilweise passgenauen Gitarren/Synthesizer Riffs und angesichts dessen, dass er dem Schlagzeug seinen Platz zum Scheinen ließ, hinwegblicken konnte. Die Musik kann ich nicht wirklich charakterisieren, teilweise hatte ich etwas Assoziationen mit Depeche Mode. Auf YouTube finde ich auch nichts, wenn ihr also einen Eindruck haben wollt, müsst ihr wohl nach Milan reisen, das Arci Belezza aufsuchen und hoffen, dass ein Auftritt ansteht. ;)
Als Hauptattraktion gab es dann Hyper Gal, eine Band aus Japan auf erster Europatour. Die Musik war eine Mischung aus sehr hartem, rasantem Schlagzeug, dazu dauernd wiederholte, mit schriller Stimme in wechselnden Betonungen gesungenen Gesangsfetzen auf Japanisch, und als drittes Element elektronisches Hintergrundgedudel, welches oft an japanische Kinderlieder erinnert hat, teilweise aber auch einfach wilde Synthesizerklangkombinationen waren. Wild und tanzbar.
Mir stellten sich beim Hören so viele Fragen: Welchen Inhalt hatten die Texte? Stand das wilde Schlagzeug für ein Verarbeiten der traumatisierenden Kindheit? Waren die Kinderlieder tatsächlich Kinderlieder und in der gleichen Mission unterwegs? Warum musste bei einem Lied der Fuß der Schlagzeugerin auf der kleinen Trommel stehen? Ich hoffte, die Antworten am Merchstand zu ergattern, da der Saal vielleicht zu einem Zehntel gefüllt war. Da sich aber schon der Kauf des T-Shirts aufgrund der Sprachbarriere schwierig gestaltete, beerdigte ich diesen Plan schnell wieder und musste mich mit meinem sehr unscharfen Ausblick in diese fremde Kultur zufriedengeben.
Yesterday I actually wanted to go to the Fontaines D.C. concert at Alcatraz in Milan, but I couldn’t get tickets back in August. My plan was then to just wait outside to see if someone sold their ticket. Of course, I didn’t think about making a sign, but there were also several resellers outside who would probably not have made it possible to buy a ticket for less than €80. Originally, they cost €45. All their concerts in Germany that I had in mind were sold out, too, I think they are going through the roof at the moment. Anyway, I would rather not pay more than 100% surcharge for a concert in a rather large venue where you wouldn’t see much of the artists anyway, so I went looking for another concert and I discovered the previously unknown Hyper Gal. So off to the metro!
The ARCI Bellezza in Milan first wanted to charge me €15 for a membership card because it wasn’t just a venue, but a social centre. This was evident not only from the Palestinian flags on the walls, but also from the friendliness of all the people working there, the shirt-sleeved sound technician and the four to six non-dancing young Italian males stylized as young revolutionaries at the edge of the auditorium.
The opening act was In Bars, a mixture of a lively drummer who perfected most, but not all, of the drumstick’s contacts on the drum, and a guitarist/singer/ electronic sound generator, whose leading-man behaviour I could overlook considering his sometimes perfect guitar/synthesizer riffs and the fact that he left the drum kit its place to shine. I can’t really characterize the music, sometimes I had some associations with Depeche Mode. I couldn’t find anything on YouTube either, so if you want to get an impression, you’ll have to travel to Milan, find the Arci Belezza and hope that a gig is coming up. ;)
The main attraction was Hyper Gal, a band from Japan on their first European tour. The music was a mixture of very hard, fast drums, accompanied by repeated snatches of shrill singing in Japanese with changing intonation, and as a third element, electronic background tootling, which often reminded me of Japanese children’s songs, but sometimes were just wild combinations of synthesizer sounds. Wild and danceable.
Listening to it, I had many questions: What was the content of the lyrics? Did the wild drumming represent a processing of the traumatizing childhood? Were the children’s songs really children’s songs and on the same mission? Why did the drummer’s foot have to be on the snare drum during one of the songs? I hoped to get the answers at the merch stand, as the hall was perhaps only a tenth full. But since even buying the T-shirt was difficult due to the language barrier, I quickly buried this plan again and had to content myself with my very blurred view of this foreign culture.