Gestern haben Dehd im Hafenklang gespielt, es gab eine Vorband, die ich jedoch wegen etwas chaotischem Sonnenuntergangsfährenausflug fast ganz verpasst habe, und von denen ich aufgrund Programmierfehler in der Hafenklangseite auch nachträglich den Namen nicht rausbekommen habe.

Dehd

Dehd waren begeisternd, mit sehr minimalistischem Standdrumset, einem schlaksigen und hyperenergetischen Jason Balla an der oft wilden und ausschweifenden Gitarre und oft jaulendem, heulendem, immer antreibendem Gesang, und einer traurigen und abgefuckten Emily Kempf am erdenden Bass sowie dem sich einen kleinen Pool der Stille und Melancholie erkämpfendem, wunderschönem Gesang.

Ob es immer so ist, weiß ich nicht, an diesem Abend waren Kempf und Balla auf jeden Fall zwei Antipoden – Balla voller Energie und Lebensfreude: Springt auf der Bühne rum, schreit ins Mikrofon, zwingt seine Gitarre zu die Songstruktur flugs umrundenden Ausschweifungen, unwiderstehlich der high-octane-Kurzeinsatz eines Tamburins. Dagegen Kempf, die aus irgendeinem Grund wie am Boden zerstört und lustlos wirkt, in der Mitte des Konzertes sagt, dass sie nicht mehr kann, auf einem Song für einen Augenblick in der Mitte zum Spielen aufhört, sich am Ende umdreht und sich scheinbar Tränen aus den Augen wischt, und nur bei den traurigen Songs kurz auflebt.

Als Musiker ist man auf die Einnahmen aus Konzerten, die Jahre im Voraus gebucht werden, angewiesen – wenn die Stimmung es auch am Tag nicht zulässt, muss man trotzdem performen. Wenn ich raten würde, würde ich auf den Tod eines Angehörigen oder einen Herzschmerz tippen. Balla meinte am Merchstand, es sei Stress und ein schlechter Tag gewesen. Props an Kempf, sich trotzdem auf die Bühne zu begeben und uns ein Konzert dieser supertollen Band geschenkt hat. Auch wenn es voyeuristisch ist, dieses Missverhältnis zwischen den Stimmungen hat Spannung erzeugt und für berührende Momente gesorgt – Balla, der sich auf die Knie begibt und auf der Bühne für Kempf spielt, was ein kurzes Lächeln hervorgerufen hat, bevor die Traurigkeit wieder übernahm.

Eine Riesenempfehlung, sich Dehd anzusehen, wenn man auf energievollen Garagerock mit Augenzwinkern und einer gehörigen Prise Lebenslust steht (Poetry war mein Sommeralbum letztes Jahr), und ein Daumendrücken an Kempf, dass das Stimmungstief bald überwunden ist. Für mich gabs auf jeden Fall das schönste Bandshirt seit Langem!

Shirt


Yesterday Dehd played at Hafenklang, there was a support act that I almost missed because of a somewhat chaotic sunset ferry trip, and whose name I couldn’t find out even after the fact due to programming errors on the Hafenklang page.

Dehd

Dehd were inspiring, with a very minimalist stand drum set, a lanky and hyper-energetic Jason Balla on the often wild and extravagant guitar and often howling, wailing, always driving vocals, and a sad and fucked-up Emily Kempf on the grounding bass, as well as the beautiful singing.

Whether it’s always like that, I don’t know, but that evening Kempf and Balla were definitely two antipodes – Balla full of energy and high spirits: jumping around on stage, screaming into the microphone, forcing his guitar to make rapid excursions around the song structure, with the irresistible high-octane interjections of a tambourine. In contrast, Kempf, who for some reason seems devastated and listless, says halfway through the concert that she can’t do it anymore, stops playing in the middle of a song for a moment, turns around at the end and apparently wipes tears from her eyes, and only comes somewhat alive during the sad songs.

As a musician, you depend on the income from concerts that are booked years in advance – even if your mood doesn’t allow it during the day, you still have to perform. If I had to guess, I’d say it was the death of a relative or a broken heart. Balla said at the merch stand that it was stress and a bad day. Props to Kempf for going on stage anyway and giving us a concert of this super band. Even if it is voyeuristic, this mismatch between the moods created tension and provided touching moments — Balla, who went down on his knees and played on stage for Kempf, which caused a brief smile before the sadness took over again.

A gigantic recommendation to see Dehd if you like energetic garage rock with a wink and a good sense of humor (Poetry was my summer album last year), and fingers crossed for Kempf that the low mood will soon be over. For me, there was definitely the best band shirt in a long time!

Shirt