Denzel Curry in Hamburg
Denzel Curry ist eine der Fixsterne im Himmel des US-Raps. Mit TA1300 hat er bewiesen, dass er neben Harcorerap mit seiner Musik auch etwas auszusagen hat, auch wenn der Partyvibe natürlich nie fehlen darf. Das Musikvideo zu Walkin hat mir dann auch gezeigt, dass er einfach Spaß hat mit seiner Kunst, und King of the Mischievous South, eines der wohl besten Rapalben des letzten Jahres, hat bewiesen, wie viele Einflüsse und Aspekte von Hip-Hop (natürlich vorwiegend aus den Südstaaten) er verdauen und in schönen Sprechgesang verwandeln kann (ganz neben dem Fakt, dass er uns damit einen einfach unmöglich aussprechbaren Albumtitel geschenkt hat, was mit beim Sprechen über Denzel auf dem Konzert aufgefallen ist).
Ich würde gerne zu dem Vorakt etwas sagen, der sich viel Mühe gegeben hat, Energie aufzubauen, und glaubhaft davon berichtet hat, dass Denzels erstes Konzert in HH vor 80 Leuten ihn zum Rappen inspiriert hat – ich weiß aber leider den Namen nicht, und finde ihn auch im Inet nicht. Aber Props!
Das Denzel Konzert selbst war voller Energie, voller Freude am Performen und auch voller Kommunikation zwischen Künstler und Publikum, wenn es auch einige Kommunikationsschwierigkeiten aufgrund der Sprache gab. Es waren gefühlt 98 % junge Männer, und manche davon konnten richtig gut mitrappen – es gibt eben einfach eine große Liebe für guten Rap im (männlichen) Deutschland. Es gab auch wieder die Handys, die Clash of Clans oder Ähnliches spielten, wie beim Machine Girl Konzert in Istanbul – der Trend scheint international zu sein, und nicht nur auf die Türkei begrenzt. Ich weiß nicht so recht, was ich davon halten soll.
Was mich überrascht hat, war nicht, wie oft zum Kreisbilden zwecks Moshpit aufgerufen wurde – dass der Hip-Hop im Pogen mittlerweile leicht die Nummer Eins einnimmt, war mir schon seit meinem ersten Spektrumbesuch bekannt. Jedoch ist es lustig, dass Pogen nach dem Kreisbilden hier eigentlich gar nicht angesagt ist, sondern einfach nur initial ineinander krachen und dann auf und ab hüpfen – ich wurde richtig komisch beäugt, als ich ein wenig ineinander krachen weiterführen wollte.
Zum Schluss sei noch gesagt, dass die Große Freiheit 36 sich für Sommerkonzert als Location einfach nicht eignet – ich habe gefühlt einen Liter Wasser verschwitzt, und dabei waren die Moshpits wie gesagt gar nicht mal so intensiv. Außerdem kostet das Bier 7 €, und man steht endlos bei der Garderobe an, nachdem das Konzert zu Ende ist. Aber wer auf gute, vielfältige Beats, Lyrics und Flow und vor allem einfach Spaß am Performen steht, der sollte bei Denzel Curry Halt machen – sogar wenn der auf der Reeperbahn spielt. ;)